Jugendpokal 2024 samt Analyse mit GM Dmitrij Kollars

Der Jugendpokal fand dieses Jahr früher statt. Zum einen soll dadurch möglich werden, dass die Jugend eine Meisterschaft UND das Winterturnier spielen kann. Zum anderen sollte Lionel, der ab Juli im HSK aktiv wird, noch mal beim Jugendpokal mitmachen können.

Eingeladen aufgrund des Ergebnisses der Jugendmeisterschaft 2023 waren Felix M., Ivan, Justus, Lionel, Minh Luka, Ranvir und Samuel. Mats und Ubeyda hätten eigentlich den achten Startplatz ausspielen sollen. Letzterer hatte zunächst Ersterem den Sieg geschenkt. Dieser hatte dann abgesagt. So konnte sich Valentin als Dritter freuen.

Im Viertelfinale patzte Minh Luka (Weiß) gegen Justus nach wenigen Zügen und gab auf, obwohl er noch ein wenig kämpfen können hätte. Auch Felix (Schwarz) agierte gegen eine seltene Eröffnung von Lionel so unglücklich, dass er schnell in Nachteil geriet und bald verlor. Bei Valentin (Weiß) und Ivan war es eher ein Hin und Her, wobei dennoch zu merken war, dass Valentin außer Form und Ivan im Saft ist. Am interessantesten war wohl das Duell zwischen Ranvir (Weiß) und Samuel. Ersterer spielte seinen Italiener so ruhig, dass Letzterer sogar kurz eine reelle Siegeschance hatte. Dieser vergab sie jedoch. Relativ früh einigten sich beide auf Remis. Es folgten zwei Blitzpartien zur Entscheidung. Die erste gewann Ranvir vor allem, weil er schneller gleich gute Züge fand. In der zweiten verschenkte Samuel im Endspiel vermutlich den Sieg, weil er einfach schnell sein wollte. Das Remis, in das er einwilligen musste, reichte Ranvir fürs Halbfinale.

Im Halbfinale überraschte Ivan (Weiß) Lionel merklich mit der Bird-Eröffnung. Interessanterweise wurde das schnell zu dessen Vorteil. Zum einen spielte Ivan nämlich schematisch Lf1-e2, obwohl gegen das frühe Sb8-c6 von Lionel Lf1-b5 besser gewesen wäre. Zum anderen machte Ivan eben dieser Springer dem Anschein nach so viel Sorgen, dass er sich zum unnötigen a2-a3 verleiten ließ. Dadurch lud er zu d5-d4 ein, was ihn offenbar noch nervöser machte. Denn kurz darauf patzte er. Lionel gab den Sieg nicht mehr her und kam so ins Finale. Im zweiten Halbfinale einigten sich Ranvir (Weiß) und Justus recht früh auf Remis. Justus hätte es in einer Karlsbader Struktur durchaus mit einem Minoritätsangriff versuchen können. Ranvir hätte eher verteidigen müssen. Die Stellung war aber durchaus remisverdächtig. Ranvir musste also ein zweites Mal in den Blitzentscheid. Die erste der beiden Partien war sehr spannend, ein Höhepunkt des Jugendpokals 2024. Ranvir versuchte es wie üblich mit Italienisch, Justus wich mit der Ungarischen Verteidigung aus, was er anscheinend nicht im Repertoire hat. Vermutlich deswegen spielte er relativ langsam. Nach rund drei Minuten lag er über 30 Sekunden zurück und wurde merklich nervös. Ranvir fand in der ruhigen Stellung recht schnell gute Züge, und Justus begriff mehr und mehr, dass kein Vorteil herauszuholen und Zeit aufzuholen war. Zumal nur noch die Türme und verschiedenfarbige Läufer auf dem Brett waren. In dieser Situation machte Ranvir einen Fehler, der ihm mindestens einen Bauern kosten sollte. Das warf ihn aus Zuschauersicht aus der Bahn. Plötzlich überlegte er sehr lange, anstatt durch zähe Verteidigung auf Zeit zu spielen. Bald hatte Justus keinen Zeitnachteil mehr, aber einen materiellen Vorteil. Das konnte Ranvir dann wirklich nicht mehr halten. Zu allem Übel patzte er in der zweiten Blitzpartie früh und verlor einen Springer. Justus blieb zwar bis zum Schluss ein wenig nervös, ließ sich den Sieg aber nicht mehr nehmen. Mit 2:0 kam er ins Finale.

Im Finale überraschte Justus (Weiß) Lionel ein wenig mit einer seltenen Variante der Wiener Partie, die wohl von TBG popularisiert worden ist. Lionel ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen, hatte dann eine gute Idee, die theoretisch nicht funktioniert hätte, von Justus aber praktisch nicht sofort widerlegt werden konnte. Es ergab sich eine komplizierte Stellung (siehe folgendes Diagramm), in der es aus Sicht einer Engine für ein paar Halbzüge hin und her ging.

Schwarz am Zug

Den letzten „Fehler“ machte bei dem Hin und Her Lionel, und es ergab sich ein Vorteil für Justus, den er sich nicht mehr nehmen ließ. So gewann er den Jugendpokal 2024. Gratulation!

Nach dem Jugendpokal kam es noch zu einem echten Highlight: GM Dmitrij Kollars schaute als Analysator vorbei.

Er war allerdings nicht nur für die Finalpartie da, wie das Foto suggerieren könnte, sondern analysierte mit den Anwesenden – Ranvir war noch dazugekommen – all ihre Jugendpokalpartien. Selbst aus der kurzen Viertelfinalpartie zwischen Minh Luka und Justus holte er viel heraus, indem er sie als Anlass nahm Justus zu zeigen, wie er am besten gegen das Londoner System spielen sollte. Ranvir wurde „geadelt“, indem ihm einer der besten Deutschen während der Analyse seiner Viertelfinalpartie gegen Samuel sagte, die Italienischvariante, deretwegen selbst der Jugendwart schon Witze gerissen hat, spiele er auch gern. Lionel konnte positives Feedback für sein positionelles Agieren gegen Felix und Ivan zur Vermeidung von Gegenspiel kriegen.

Nach knapp drei Stunden rauchten die Köpfe. Möge es nachwirken! Trotz der rauchenden Köpfe wurde das Ganze noch mit einem Simultan abgerundet. Natürlich gewann der Großmeister alles. Dennoch war es eine Freude.

SKW 1 – PIN 2 5.5-2.5

     Bezirksliga B  Runde 8  07.06.2024
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          Wilhelmsburg         -     Pinneberg II           
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1.   1  Reddmann,Hauke       1 - 0   Kuhn,Viktor          11  
2.   2  Staak,Riccardo       1 - 0   Seipel,Hartmut       12  
3.   3  Kempe,Joerg           1/2    Schmidt,Roland       13  
4.   5  Welsch,Lothar         1/2    Marx,Alexander       15  
5.   6  Schröder,Kai Uwe      1/2    Borchard,Andreas     16  
6.  10  Lohmann,Rene          1/2    Dangelowski,Peter    19  
7.  12  Will,Andreas          + -    Hoffmeister,Wolfgan  20  
8.  13  Werner,Joern          1/2    Leichnitz,Lukas      32  
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                   Gesamt:  5.5-2.5

Das war deutlich enger als es aussieht: HR spielte wieder auf maximales Risiko (und stand einigermaßen breit). Riccardo musste zaubern, um seinen Vorteil nach Hause zu bringen. Jörg stand etwas perspektivlos, aber auch dem Gegner fiel nichts entscheidendes ein. Lother laborierte wie immer an seinem Läufer. Kai musste eine verdammt unangenehme Stellung zusammenhalten. Nur Rene hatte ein sicheres Remis auf dem Brett, und Jörn durchaus Gewinnchancen. Und wenn Andreas nicht kampflos gewonnen hätte und Pinneberg nicht die ersten beiden Bretter eh geistig abgeschenkt hätte, wären vielleicht ein paar Remisangebote postwendend zurückgeschickt worden. Anyway. Für ein paar Tage können wir uns auf Platz 2 sonnen 🙂

960, Ausgabe 2

Justus dominierte klar, Lionel kam auf den zweiten Platz und offensichtlich mit den Tücken von 960 am besten zurecht – er applizierte je ein ersticktes und ein Narrenmatt mit dem König noch in der Grundstellung (samt ein paar hinderlicher Zuschauer). Die Tabelle findet sich hier. Der theoretische Rekord liegt übrigens bei Matt in 1.5 Zügen – es lief so ähnlich wie hier.

DIO 2 (J) vs. SKW 1 (J)


Packendes Duell mit friedlichem Ausgang: Felix gegen Feiya

           DIO 2                                   SKW 1
2.1	Lüthje,Nik	1257	3 - 1	1.1	Fellberg,Justus		1622	
2.2	Günen,Numan	1227	2 - 2	1.3	Khattar,Ranvir Singh	1354	
2.4	Zheng,Feiya	1128	2 - 2	1.4	Metzger,Felix		1250	
2.5	Neumann,Hannes	1048	1 - 3	1.5	von Flottwell,Lionel	1234	
2.10	Scherwing,Finja	1005	1 - 3	1.6	Arps,Mats		1082	
2.12	Ong,Victoria	0	1 - 3	2.6	Vesovic,Ivan		0	
                               10 - 14

HEM R9

HR spielte Remis (gegen den Gegner wäre selbst zu HRs besten Zeiten
ein Gewinn schwierig gewesen), Ranvir auch.
HR machte nach einem Kotzturnier mit 3.5/9 Platz 9/10 in der M,
Ranvir konnte mit 3/7 (Platz 18) immerhin einige Ranglistenpunkte gutmachen.

DJEM 2024: Lionel in der U10

„Lionel blieb in den letzten 4 Partien ungeschlagen. 2 Siege (1207 DWZ und 1164 DWZ) und 2 Remis (1498 DWZ und 1547 DWZ) sorgten dafür, dass er das Turnier doch noch besser als sein Startrang (29) auf Platz 25 beendete.

Für sein erstes Jahr in der U10 ist das eine tolle Leistung. Nun hat er ein Jahr lang Zeit, um sich schachlich weiterzuentwickeln und einen erneuten Versuch zu starten, sich für dieses Turnier zu qualifizieren.“ NvF

DJEM 2024: Justus in der ODJM B

R1: Ich gewann das erste Spiel, weil der Gegner mit Figuren herumwarf. Am Ende versuchte er auch noch mit Pattfallen zu tricksen.
R2: In der zweiten Runde stand ich die ganze Zeit mit einem Bauern auf f6 und einer Dame auf h6 gefährlich um den schwarzen König herum, der seinen g7 nicht mehr hatte. Doch ein Matt gab es nie, später wurde eine falsche Entscheidung von mir getroffen und die Partie eingestellt.
R3: Ich gewann sehr früh eine Leichtfigur für einen Bauern, spielte aber zu hastig und konnte am Ende mit einem Remis zufrieden sein.
R4: Ein Bauernverlust führte früh zum Nachteil, doch der eigentlich schwächere Gegner spielte es nicht auf Gewinn und bot mir in etwas schlechterer Stellung Remis an. Es wurde angenommen, weil die beste Variante für mich von mir falsch berechnet wurde.
R5: Es folgt das dritte Remis, wo ich mich in meiner Haupt-Schwarz-Eröffnung selbst verspielte und mich nur durch schlechte Züge des Gegners ins Unentschieden schleppen konnte.
R6: Ein Sieg war eine gute Abwechselung. In einer seltenen Variante von mir mit Weiß gegen 1. e4 e6 gewann ich die Kontrolle und fand zum Schluss eine sehr starke Taktik:

https://lichess1.org/export/fen.gif?fen=2k2r1r/pppn3p/1n2p3/8/2q1NB2/6P1/PP2Q1KP/R2R4_w_k_-_0_1&color=white
Vorteil in zwei Zügen mit Weiß

R7: Wieder Remis, diesmal gegen einen nach DWZ/ELO Stärkeren. Jener konnte nach einem Bauernverlust mit Entwicklungsvorteil zurück ins Spiel kommen, gleich zwei Bauern gewinnen, aber den Vorteil im Endspiel nicht gewinnen.
R8: Das fünfte Unentschieden hätte nicht sein müssen. Ich gewann eine Qualle, wurde wieder zu hastig und schenkte ein frühes Remis in einem besseren Endspiel, das aber kompliziert zu spielen gewesen wäre.
R9: Es folgte das sechste Remis gegen den Hamburger Alexander Borgert (HSK). Gleich im 21. Zug nach Überschreitung der Sofia-Regel (keines bis Weiß mit Zug 21 dran ist) wurde Remis gemacht. Ich stand im Endspiel 2T+D gegen 2T+D zwar aktiver, Konkretes gab es aber nicht.
Endstand: Platz 38 von 115 und einer von drei Spielern mit sechs Remis.“ JF

HEM R6

Diese Stille…Nein, HR hat keinen Selbstmord begangen 🙂 Er hat sogar
höchst ungeplant die 6. Runde gewonnen, mit 10 Meter Suppe,
aber wer fragt danach in 10 Jahren…

DJEM 2024: Zwischenbericht

U10

„Lionel ist auf Platz 29 von 58 gesetzt worden, weshalb er in der ersten Runde gegen William einen bisher DWZ-losen Jungen aus Bremen ran musste. Dieser spielte Englisch und nach einigen Zügen landeten sie in der Damengambit Abtauschvariante. Lio erkannte dies nicht und entwickelte nicht optimal weiter. Zudem startete er einen nicht gut durchdachten und zu frühen Angriff, der ihn erst in Schwierigkeiten brachte und dann die Partie kostete. Kein guter Start. Immerhin holte er im zweiten Spiel einen Sieg gegen Henri aus Bayern (1210 DWZ).
In der nächsten Doppelrunde warteten zwei starke Gegner. Gegen Jerry (1610 DWZ) tauschte Lio eine Figur gegen zwei Bauern ein und stand vor dem Endspiel auf Verlust. Dennoch drehte er es und hätte im Damenendspiel noch gewinnen können, hätte er in einer Situation den Freibauern und nicht die Dame gezogen. Somit Remis. Gegen Arian aus Berlin (1565) lief es ab dem Mittelspiel nicht gut. Die 4 Stunden Partie vom Morgen schien soviel Energie gekostet zu haben, dass seine Konzentration weg war. Es fing mit einem Turmzug von Adrian an, der einen Springerabzug auf die Dame drohte. Lio schätze diesen Abzug als nicht gefährlich ein, weshalb er die Dame nicht prophylaktisch zurückzog (wo sie eh besser gestanden hätte). Gerade dieser Abzug sorgte für mehrere Tempogewinne in dessen Folge Lio unter Druck stand und dann auch noch ohne Zwang erst die Qualität und dann das Spiel verlor.
An Tag drei gewann er erneut gegen einen Spieler aus Bayern (1283 DWZ), weil dieser in einem ausgeglichen Endspiel eine Gabel nicht sah.
Tag vier brachte ihm einen halben Punkt aus zwei Partien ein. Gegen Rafael aus Berlin (1638 DWZ) musste er sich nach einer schönen Kombination geschlagen geben. Gegen Ata Lucien (1096 DWZ) konnte er im Endspiel mit einem Bauern weniger einen Patttrick anwenden und einen halben Punkt retten.
Somit steht er mit 3 Punkten aus 7 Spielen ein bisschen schlechter als erwartet dar. Lio ist dennoch gut drauf und freut sich auf die letzten 4 Spiele.“ NvF

ODJM B

Infos zu Justus und René finden sich über jene Webseite.

HEM R5

Wenn HR sogar einen Nimzo verliert, der vom Gegner reichlich ungenau gespielt wurde, sollte er mit dem Schach aufhören. Ranvir stellte leider billig einen Bauern ein. Aber er ist noch jung und lernfähig 🙂

HEM Runde 3

HR verkackte eine Gewinnstellung zum Remis und gab der Einfachheit halber gleich auf (wozu weiterspielen, wenn weitere Honkzüge sicher sind?). Ranvir verkackte eine Gewinnstellung zum Remis, aber selbst mit weiteren Honkzügen wäre bei ungeilen Läufern keine Gefahr für beide Seiten mehr da gewesen.